In der heutigen Zeit werden wir von Informationen überschwemmt. Wie stark wir dabei manipuliert und einseitig beeinflusst werden, ist uns oft nicht bewusst. Das nachfolgende Beispiel mag dies illustrieren:
Als mein Mann mir im Dezember 2011 erstmals von möglichen unerlaubten Devisengeschäften des Präsidenten der Nationalbank Philipp Hildebrand erzählte, war ich empört und dachte, so etwas müsse die Öffentlichkeit sofort wissen, weil dadurch ja die Schweizer massiv zu Schaden kommen könnten. Mein Mann erklärte mir, dass eine solche Veröffentlichung den Ruf der Nationalbank und der Schweiz schädigen könnte. Zudem sei er nicht sicher, ob die ganze Sache stimme. Aber abklären müsse man es, weil ein spekulierender Nationalbankpräsident in einen schweren Interessenkonflikt geraten könne, wo er sich zwischen seinem persönlichen finanziellen Wohl und dem der Schweiz entscheiden müsse. Mein Mann war sich aber noch nicht klar, wie er vorgehen müsse, um den Schaden möglichst gering zu halten.
Am Tag darauf hatte er sich entschieden und sprach mit der damaligen Bundespräsidentin Calmy-Rey als Vertreterin der Landesregierung, unter deren Aufsicht der Nationalbankpräsident steht.
Was der Bundesrat letztlich unternahm, um die Sache abzuklären, weiss man nur aus einem Pressecommuniqué des Bankrats vom 23. Dezember 2011: PriceWaterhouseCoopers und der Direktor der Eidgenössischen Finanzkontrolle hätten „eine vertiefte“, „uneingeschränkte“, „vollständige“ Kontrolle durchgeführt. Gerüchte gegenüber dem Präsidenten des Direktoriums erwiesen sich als „haltlos“. Ich traute meinen Augen nicht: Da geht es um hochgeheime brisante Untersuchungen von denen niemand weiss, und nun diese Pressemitteilung. Was soll das?
Am ersten Tag des neuen Jahres prangt der Name meines Mannes auf allen Sonntagszeitungen. Er habe Informationen über Ph. Hildebrand geliefert. Woher kommen diese Behauptungen? Die Treffen meines Mannes mit Micheline Calmy-Rey waren geheim und stehen unter Amtsgeheimnis. Wer hat dieses gebrochen? Mit dem offensichtlichen Willen, aus der Affäre Hildebrand eine Affäre Blocher zu machen?
Die Weltwoche veröffentlicht am 5. Januar 2012 Dokumente, es kommen immer mehr Tatsachen ans Licht, bis klar wird: Hildebrand hat für seine Devisengeschäfte zwar seine Frau vorgeschoben – wohl im Wissen, dass das Ganze für ihn selbst heikel werden könnte – , die ganzen Transaktionen aber gebilligt oder angeregt. Nur hat er nicht damit gerechnet, dass sein Kundenberater bei der Bank sich auch absichert, und zwar durch eine Telefonnotiz und eine e-mail, worin dieser diese Tatsache schriftlich festhält (www.sf.tv). Und so bleibt Hildebrand am Ende nur der Rücktritt. Die Schweiz kann sich keinen Nationalbankpräsidenten leisten, der sein Insiderwissen für private Bereicherung missbraucht.
Soweit die Tatsachen. Doch die von Hildebrands PR-Beratern gesteuerten Medienkampagnen haben es fertig gebracht, mit ihren Verdrehungen einen Heiligen Hildebrand und einen Dämon Blocher zu kreieren. Und so die Öffentlichkeit zu manipulieren.